Starre Altersangaben und feste Pläne der Breieinführung sind passé!
Beikost ist als Angebot an das Kind zu verstehen.
Es wird empfohlen achtsam und respektvoll zu Füttern.
Das Baby entscheidet über die Mengen, die es zu sich nimmt.
Diese Mengen haben nichts mit der Gläschengröße der Babynahrungs -Hersteller zu tun. Es gibt keine vorgeschriebene Menge Brei, die ein Baby essen muss.
Die Beikost sollte frühestens ab dem 5. Lebensmonat/nach dem vierten Monat und spätestens ab dem 7. Lebensmonat eingeführt werden.
Parallel bitte im zweiten Lebenshalbjahr weiter stillen.
Es handelt sich ja um Beikost. Das ist also die Kost zusätzlich zu der Milch und nicht Anstattmilch😉
Achte auf die individuellen Reife-Zeichen für die Bereitschaft zur Beikosteinführung:
1. Dein Baby kann sich Dinge eigenständig in den Mund stecken.
2. Dein Kind kann seinen Kopf aufrecht und stabil halten und mit etwas Hilfe aufrecht sitzen.
3. Es kann den Brei gut schlucken und schiebt ihn nicht mit der Zunge wieder heraus.
Nach dem Essen gucken und die Hände in den Mund stecken sind keine Reifezeichen, sondern gehören zur normalen Entwicklung.
Mein Hebammen-Tipp:
Achte also wirklich darauf das dein Baby alle Reifezeichen erfüllt bevor du mit der Beikost beginnst. Die Fähigkeit selbst zu essen ergibt sich bei den meisten Kindern mit ungefähr 6 Monaten. Auch die WHO empfiehlt 6 Monate ausschließlich zu stillen. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne Babys früher von selbst mit der Beikost beginnen. Das muss nicht unterbunden werden.
Mein Frühchen Tipp: Eine Studie ergab, dass die Beikosteinführung bei ehemaligen Frühgeborenen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren wurden, anhand ihres korrigierten, nicht des tatsächlichen Alters begonnen werden sollte.
• die Kinder, die bereits mit korrigierten 4 Monaten mit der Beikost begonnen hatten, mussten signifikant häufiger wegen Magen-Darm- oder Atemwegserkrankungen in der Klinik behandelt werden als die Kinder der anderen Probandengruppe. Die Forscher schließen daher, dass es für frühgeborene Säuglinge sinnvoll ist, erst mit korrigiert 6 Monaten mit der Beikost zu beginnen.
Baby-led weaning (BLW) / Beikost nach Bedarf / Fingerfood
Worauf sollte ich achten?
Für das Praktizieren von BLW sind bestimmte Sicherheitsmaßnahmen notwendig.
Dein Baby sollte immer aufrecht sitzen und du solltest dabei sein. Lass dein Kind mit fester Nahrung bitte nicht alleine. Die gereichten Nahrungsmittel sollten in großen Stücken portioniert sein komm also dass dein Kind sie gut greifen kann. Weiche Nahrungsmittel können besser mit der Zunge und dem Gaumen zerdrückt werden und sind zu bevorzugen. Kleine feste Nahrungsmittel wie Rosinen oder Nüsse reiche bitte nicht. Lass dein Baby wirklich alleine sein Tempo bestimmen und stecke ihm keine Nahrungsmittel in den Mund.
Was die Empfehlung der WHO:
in einigen Punkten unterscheidet sich die Empfehlung der WHO von den gängigen Beikost Empfehlungen.
Sie rät von Beginn an dem Kind 2 bis dreimal pro Tag Beikost anzubieten. Die Mahlzeiten sollen auf keinen Fall vollständig ersetzt werden sondern dem Baby nur mehrmals täglich die Gelegenheit bieten sich mit fester Nahrung zu beschäftigen.
Mit 9 Monaten sollen bereits bis zu 4 Mahlzeiten angeboten werden und ab dem ersten Geburtstag 3 bis 4 Hauptmahlzeiten und ein bis 2 Zwischenmahlzeiten.
Welchen Brei/ welche Nahrungsmittel reiche ich zuerst?
Weil Gemüse besonders gut vertragen wird und leicht verdaulich ist, wird Gemüse- Brei/BLW als erstes empfohlen. Gib ein bisschen Rapsöl dazu-das ist sehr wichtig für die Entwicklung der grauen Zellen und liefert Energie.
Obst sollte nur in kleinen Mengen angeboten werden.
Manche Babys verziehen das Gesicht oder schütteln sich oder spucken den Brei einfach wieder aus. Das ist kein Zeichen für die Ablehnung dieses Lebensmittels. Dein Kind muss sich wirklich erst mal daran gewöhnen. Der erste Brei ist ein noch unbekannter Geschmacksreiz. Wenn du dich beim Essen begeistert zeigst, sieht dein Baby dass das was du ihm gibst gut und lecker ist. Gerade bei grünem Gemüse, das so gesund und wichtig ist, reagieren Kinder zu Beginn häufig mit Ablehnung. Das ist ganz normal weil grün auch häufig verdorben bedeutet. Du musst deinem Baby beibringen, dass das was du ihm an grünem Gemüse gibst super ist und das lernt es am besten durch wiederholtes Anbieten und deinen fröhlichen Gesichtsausdruck.
Geschmack ist erlernbar. Alles, was du in der Schwangerschaft und Stillzeit zu dir nimmst, kennt dein Baby bereits.
Nicht als Nahrungsmittel, aber als Aroma. Das ist nämlich im Fruchtwasser und in deiner Milch enthalten.
Je abwechslungsreicher du dich ernährst, desto mehr Nahrungsmittelvielfalt lernt dein Baby kennen. Bestimmt wird dein Baby gerne Gemüse kosten, was es vom Aroma her schon kennt.
Außerdem weiß man heute, dass das Darm-Mikrobiom eine immer stärkere Rolle bei der Entwicklung eines gesunden Immunsystems spielt.
Alles, was der Darm bis zum dritten Geburtstag kennenlernt ist genial und fördert die Gesundheit. Viele Keime kennenzulernen gehört dazu.
„Händewaschen nur, wenn nicht mit Messer und Gabel gegessen wird und unbedingt die Stangen im Bus ablutschen😉 – das stärkt und hält langfristig gesund.“
Trau dich alles auszuprobieren. Täglich ein anderes Gemüse. Auch Erbsen, Aubergine, Kohl und Artischocke! Bloß nicht ewig das Gleiche, denn das führt eher zu Verstopfung!
Was zusammengefasst kann man sagen, das mit der Beikost in Abhängigkeit der kindlichen Reife nach 4 bis 6 Monaten begonnen werden sollte. Durch die Beikosteinführung werden deinem Baby wichtige Nährstoffe geliefert. Es kann seine Hand-Mund-Augen-Koordination trainieren, indem es übt sich Nahrungsmittel und einen Löffel in den Mund zu stecken. Das kauen und die Zungenbewegung wird trainiert und der natürliche Würgreflex, der zu Beginn häufiger ausgelöst wird, lässt nach. Auch für die Sprachentwicklung ist das Training mit dem Mund wichtig.
Probiere einfach alles aus und Guten Appetit!