Eine starke Ver-Bindung- Die Plazenta  Ein faszinierendes und wundersames Organ, welches dein Ungeborenes Baby neun Monate lang versorgt.  

Die Plazenta -lat. Kuchen, daher Mutterkuchen -ist das einzige Organ, das nach seinem Gebrauch vom Körper wieder abgestoßen wird.

Die P. hat die Form einer Scheibe, hat am Ende der Schwangerschaft einen Durchmesser von rund 20cm (wie ein Frühstücksteller), ist etwa 3 Zentimeter dick und wiegt ca 500g.

Dort, wo sich die befruchtete Eizelle in deiner Gebärmutterrwand eingekuschelt hat wächst die P. heran. Sie besteht sowohl aus mütterlichem als auch aus embryonalem Gewebe. Sie haftet an der Gebärmutterwand – entweder an der Rück- oder an der Vorderwand. Beides ist vollkommen normal. Es kann sein, dass du die Kindsbewegungen erst später im Schwangerschaftsverlauf spürst, wenn die Plazenta an der Vorderwand sitzt.

Von der Plazenta führt in der Nabelschnur eine Nabelvene zum Kind, und zwei Nabelarterien zur Plazenta.

Hier findet der Stoffaustausch (Nährstoffe, Sauerstoff, Kohlendioxid, Stoffwechselprodukte) zwischen dir und deinem Kind statt. Die Zotten im kindlichen Teil der Plazenta beherbergen die Blutgefäße deines Babys, die von deinem Blut umspült werden. Der Austausch der Nähr- und Abfallstoffe findet jedoch nicht direkt über das Blut statt, sondern durch die sogenannte Plazentaschranke. Sie trennt dein Blut vom Blut deines Babys durch eine hauchdünne Membran und wirkt wie ein Filter. Diese Schranke lässt Sauerstoff, Vitamine, Glukose, Aminosäuren, Eisen, Proteine und Antikörper durch. Gleichzeitig hält sie Bakterien und Viren ab.

Aber Achtung: Alkohol, Nikotin und bestimmte Erreger, wie Toxoplasmen, Listerien oder Röteln können durch die Schranke schlüpfen und deinem Baby schaden.

 

 

Die P. produziert auch wichtige Schwangerschaftshormone. Beta-HCG stimuliert den Gelbkörper des Eierstocks. Dadurch wird die Regelblutung verhindert und die Schwangerschaft erhalten. HCG lässt den Schwangerschaftstest positiv werden. Ab dem vierten Monat bereiten die Hormone deinen Körper auf die Geburt und das Stillen vor.

Um die 40 SSW altert die P. und verkalkt allmählich. Das ist ganz natürlich,schließlich ist das Organ nur auf eine begrenzte Nutzungsdauer ausgelegt. Rauchen, Alkoholkonsum, Krankheiten oder auch schlicht Veranlagung können jedoch dazu führen, dass die Plazenta stärker und in früherem Schwangerschaftsstadium verkalkt. Starke Verkalkungen können zu einer Plazentainsuffizien.

Ab einem bestimmten Zeitpunkt gibt sie zusammen mit deinem Baby das Signal für die Geburt.

Wenn dein Baby geboren ist, wird ca 15 min später auch deine P. als Nachgeburt zusammen mit der Nabelschnur und den Eihäuten geboren. Deine Hebamme untersucht die P. auf Vollständigkeit, Form, Gewicht und Aussehen. Die P. muss komplett geboren werden um Infektionen zu verhindern. Verbleibende Reste (Plazentaretention) könnten auch zu starken Blutungen führen, die eventuell eine Ausschabung (Kürettage/Curettage) notwendig machen. In manchen Kliniken wird zur Plazentalösung prophylaktisch ein Wehenmittel gegeben. Informiere dich bei der Anmeldung zur Geburt und schreibe in deinen Geburtsplan, was du möchtest.

Weil die Geburt physiologisch erst mit der Nachgeburt beendet ist, gratulieren wir Hebammen- nach altem Brauch- der frischgebackenen Mama erst, wenn alles raus ist.

 

Schau dir die P. an. Sie ist mitverantwortlich, dass dein Baby so vollkommen und perfekt auf die Welt gekommen ist.

Es ist spannend und faszinierend, zu sehen, was die Natur während der Schwangerschaft leistet und zwar an beiden Enden der Nabelschnur. Und das nicht nur für die Hebamme:)

Die P. wird dann entsorgt.

Natürlich darfst du sie auch mitnehmen um daraus sogenannte Plazentanosoden/Globuli in der Apotheke herstellen zu lassen oder sie im Garten zu vergraben und einen Baum darauf zu pflanzen. Sie gehört dir.

Die „Plazenta“ und was nach der Geburt mit ihr passiert, wird heiß diskutiert. Manche empfinden es als abstoßend, für andere ist die P. symbolträchtig oder ein Ritual.

Hauptsache, dass es sich für Dich richtig anfühlt. Mach einfach, was du willst. Deine Geburt, dein Mutterkuchen!

 

Homöopathie:

Nosoden sind homöopathische Arzneimittel. Zur Herstellung wird ein kleines Stück P. herausgeschnitten und in einem speziellen Fläschchen in eine entsprechende Apotheke geschickt. Kosten ca 100€.Die Arznei soll für eine schnellere Rückbildung sorgen, die Milchproduktion stimulieren, Menstruationsschmerzen lindern und im weiteren Lebensverlauf bei Wechseljahresproblemen behilflich sein. Beim Kind angewendet sollen sie Koliken abschwächen und bei Kinderkrankheiten und -infekten unterstützend wirkenAllerdings gibt es für all diese Wirkungen keine wissenschaftlichen Beweise.

Lotusgeburt:

Bei einer Lotusgeburt wird die Nabelschnur nach der Geburt nicht durchgeschnitten. Baby und Mutterkuchen bleiben verbunden bleiben, bis die Nabelschnur abfällt. Damit die P. nicht zu faulen beginnt, muss sie konserviert werden. Dafür wird sie in Salz und ätherischen Ölen aufbewahrt. BefürworterInnen sagen, dass das das natürliche Abfallen der Nabelschnur weniger traumatisch für das Baby und seine Eltern sei als das künstliche Abtrennen. Es soll auch vor Blutverlust schützen.

Info:

Die Nabelschnur hat keine Nerven und das Durchtrennen ist weder für die Mama noch fürs Baby schmerzhaft! Die Blutzufuhr des Mutterkuchens zum Kind ist bereits ein paar Minuten nach der Geburt gekappt.

Wegen der Infektionsgefahr, lasse dich, wenn du eine Lotusgeburt wünschst in jedem Fall von einer darin erfahrenen Hebamme unterstützen!!!

Kunst:

Als Andenken kannst du die P. natürlich fotografieren oder einen Abdruck von ihr auf ein Blatt Papier pressen.

Forschung:

Du kannst die Placenta und das Nabelschnurblut der Forschung spenden. Sag das gerne bei der Klinikanmeldung an.

Plazentophagie/ P. Essen:

Ein Trend ist es, die Plazenta zu essen. Es kursieren diverse Empfehlungen von Smoothies bis Gulasch.  Das Essen des Mutterkuchens soll Depressionen vorbeugen, die Milchbildung ankurbeln, die Rückbildung unterstützen und Schmerzen lindern.

Studien zeigen jedoch keine wissenschaftlichen Belege oder messbaren gesundheitlichen Vorteile. In der Plazenta sammeln sich während der Schwangerschaft auch Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber sowie toxische Schadstoffe aus Feinstaub. Sie sind  für dich ungesund und auch dein Baby würde über das Stillen die giftigen Stoffe erhalten, die eure P. eigentlich von ihm ferngehalten hat.Auch die hygienischen Aspekte sowie eine mögliche B-Streptokokken-Infektion müssen beachtet werden. Solltest du dich für die Plazentophagie interessieren, lass dich bitte gut ärztlich beraten, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen.

An der Ablösestelle hat die P. in deiner Gebärmutter eine Wunde hinterlassen. Aus dieser fließt in den nächsten 6-8 Wochen der Wochenfluss. Ähnlich wie bei einer Regelblutung.

Welche Komplikationen können in Bezug auf die Plazenta auftreten?

Plazenta praevia totalis: die P. ist im unteren Teil der Gebärmutter angewachsen und verdeckt den Muttermund komplett. Nicht selten führt dies zu Blutungen in der Schwangerschaft. Dann ist eine vaginale Geburt nicht möglich und ein Kaiserschnitt notwendig.

Wenn die P. nur tief angewachsen ist, so wandert sie mit der wachsenden Gebärmutter häufig bis zur 24SSW vom Muttermund weg nach oben. Es kann zu Blutungen in der frühen Schwangerschaft kommen, die dann stoppen.

Plazentainsuffizienz:  die Nähr- und Sauerstoffversorgung über die Plazenta ist nur ungenügend oder gar nicht gewährleistet. Sie kann im schlimmsten Fall für das Ungeborene lebensbedrohlich sein, weil die P. dein Baby  nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Das führt zu einem verringerten Wachstum des Kindes und einer verminderten Fruchtwassermenge. Manchmal ist dann ein Kaiserschnitt oder eine Geburtseinleitung ratsam. Ursachen können Anlage- und Bildungsfehler der Plazenta, Diabetes oder Bluthochdruck, Infektionen, Präeklampsie oder Eklampsie, chronisch niedriger Blutdruck, chronische Mangel- oder Fehlernährung und Rauchen sein.

Was kannst du tun?

Halte Bettruhe und ein, weil die Durchblutung im Liegen meist besser ist, am allerbesten in Seitenlage. Häufig wird auch Magnesium verschrieben, damit eventuelle Kontraktionen, die auch zu einer Minderdurchblutung führen können, verhindert werden. Bitte nicht rauchen! Babys von Raucherinnen sind deutlich kleiner und schlechter versorgt.

Plazentationsstörung

Nach Operationen der Gebärmutter, nach Ausschabungen oder vorausgegangen Kaiserschnitten, kann es passieren, dass die Plazenta über die Dezidua (Gebärmutterschleimhaut) hinaus in die Muskulatur hineinwächst, weil die Operation (als Komplikation) zu Schäden der Gebärmutterschleimhaut geführt hat.

Vorzeitige Plazentalösung:

Die Plazenta löst sich bereits während der Schwangerschaft ab, zB durch einen Sturz. Je nach Größe der Ablösungsstelle kann das für Mutter und Kind lebensgefährlich sein, weil die Versorgung des Kindes akut schlecht ist und es zu mütterlichen Blutungen kommt. Ein Notkaiserschnitt ist dann erforderlich.

 

Mit dem Ultraschall kannst du die Funktion und den Zustand deiner P. bei den Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig überprüfen lassen. Ein Glück sind Probleme mit der P. selten und werden heutzutage in der Regel rechtzeitig erkannt.

Mach dir also keine unnötigen Sorgen und hab eine fantastische Schwangerschaft. 

Deine Janis 

 

 

 

 

 

 

 

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